Die Marke Cadillac fristet in Deutschland ein Nischendasein. Die Premiummmarke des GM-Konzerns müht sich redlich dies zu ändern. Ein 10-Jahres-Plan wurde dazu aufgestellt. Ein Baustein ist der neue Cadillac ATS.
Der ATS ist eine sportliche, 4-türige Limosine, die sich mitnichten nur gemütlich bewegen läßt. Tritt man rechts außen auf´s Pedal, tut sich was. Das ausgreifte Fahrwerk vermittelt ein gutes Bild von der aktuellen Straßenlage an das Popo-Meter. Die notwendigen Lenkradeinschläge sind klein. Neigung in Kurven? Fehlanzeige. Verantwortlich hierfür: Magnetic Ride Control. Wie auf Schienen unterwegs? Nein. Aber nie kritisch. Dem sportlichen Fahrer wird´s gefallen: Schaltet man die elektronischen Helferlein aus, geht´s auch quer durch die Kurve.
Die Antriebstechnik
Motorisierung: 2-Liter-Turbo-Direkteinspritzer mit 276PS und 353Nm. Ein Vierzylinder. Ein drehzahlfreudiger Vierzylinder aus den USA? Und dazu noch knapp 280 aufgeblasene Pferdestärken aus zwei Litern Hubraum? Das hört sich eher nach japanischem Antriebskonzept an. Der Motor sitzt weit hinten, unter der langgezogenen Schnauze, was das Gewichtsverhältnis von Vorder- zu Hinterachse auf nahzu 50:50 bringt.
Wählen kann man zwischen klassischem Hinterradantrieb und Allrad-Variante, sowie 6-Gang-Automatik und 6-Gang-Schaltgetriebe. Das ist jedoch etwas hakelig und sollte nachgebessert werden. Die Automatik hingegen schaltet butterweich und läßt sich optional im Formel-1-Stil über Edelstahl-Paddels am Lenkrad schalten. Für die Berge bietet sich die Allrad-Variante an. Mein Tipp für den Flachland-Tiroler: Hinterachsantrieb mit Automatik. Leistungsdaten: 5,9s von 0-100. 8,2l Verbrauch. Die Schaltversion braucht 6s und 8,6l. Richtig gelesen: Selbst schalten dauert länger und braucht mehr Sprit.
Das Design
Der Wagen ist anders. Bullige Front. Kantiger Hintern. Erfreulich: Die typischen Cadillac-Heckleuchten der 60er Jahre wurden neu interpretiert. Wer ATS fährt, fällt auf. Gut so! Silber ist nicht die ideale Farbe für den Cadillac. In Schwarz finde ich ihn am schönsten. Und bei Dunkelheit kommen die Lichtelemente richtig gut zur Geltung. Echt schick!
Der Innenraum
Das Platzangebot ist eher mit ausreichend zu bewerten. Hier fährt der Chef besser selbst, als sich auf die Rückbank zu verziehen. Und auch das Gepäckabteil ist für Familien wohl eher nicht geeignet. Aber vielleicht mit Dachbox und Anhängerkupplung? Die Testwagen hatten schließlich alle holländische Kennzeichen. NEIN. Das wäre grausam.
Aber kommen wir auf den Komfort zurück: Der Fahrersitz läßt sich vielfältig einstellen. Das Ledergestühl ist äußerst bequem. Die Verarbeitung ist hochwertig. Lediglich die Nähte auf dem Armaturenbrett sollte man sich beim Kauf genauer ansehen. Hier hatte einer der Testwagen schon Abnutzungserscheinungen. Sicherlich nur eine Ausnahme.
Als Multimedia-Neuheit gibt es das „revolutionäre CUE (Cadillac User Experience)-Bedien- und Infotainment-System mit weltweit einmaligen Kontrollfunktionen“. Meine subjektive Bewertung ist da eher zurückhaltend. Da ist noch einiges zu verbessern. Mich hat es nicht überzeugt. Zumindest soll das System upgrade-fähig sein und später mit Apps im Funktionsumfang erweiterbar sein.
Der Preis
Es gibt vier verschiedene Ausstattungsvarianten: Elegance, Sport Luxury, Performance und Premium. Die Zubehörliste ist nicht sehr lang. Eine gute Basisausstattung treibt den Einstiegspreis nach oben. Andere Premiumhersteller bieten lieber die „Postversion“ werbewirksam an und schlagen dann kräftig zu. Beim Cadillac ATS liegt die Bandbreite bei 37.500 bis 50.970 Euro. Da sollte für jeden Geschmack etwas passendes dabei sein.
Die wichtigsten Ausstattungsoptionen im Überblick
Zwei Sicherheitspakete sind beim ATS optional wählbar: Das „Driver Awareness“-Paket mit Frontkollisionswarner, Rückfahrkamera, Toter-Winkel- und Spurassistent ist für die Luxury-Version optional erhältlich, bei Performance und Premium gehört es zum Serienumfang.
Das „Fahrerassistenz“-Paket – optional für Performance und Premium – bietet drüber hinaus einen automatischen Bremseingriff bei Gefahr sowie einen adaptiven Geschwindigkeitsregler über den gesamten Tempobereich.
Die Einstiegslinie Elegance bietet serienmäßig: Zweizonen-Klimaautomatik, elektrisch einstellbare Vordersitze, Startknopf ohne Zündschloss, CUE-Infotainment-System, Bose-Audiosystem mit sieben Lautsprechern und aktiver Geräuschreduktion, elektronische Geschwindigkeitsregelung, beheizbare und elektrisch anklappbare Außenspiegel und ultraschallgestützter Parkpilot am Heck.
Bei der Luxury-Variante kommen hinzu: Ledersitze, elektrisch einstellbare, beheizbare Acht-Wege-Vordersitze, beheizbares Lenkrad, schlüsselloser Zugang, Rückfahrkamera, ultraschallgestützter Parkpilot vorne und Motorstart per Fernbedienung in Verbindung mit Automatikgetriebe.
Performance verfügt darüber hinaus über: Sportsitze, Bose-Surround-Soundsystem mit zehn Lautsprechern, Driver Awareness-Paket, adaptive Xenon-Scheinwerfer und beleuchtete Türaußengriffe.
Die Topversion Premium enthält zusätzlich: konfigurierbares Farb-Head-up-Display, Satellitennavigation, adaptives Dämpfersystem Magnetic Ride Control und 18-Zoll-Aluminiumräder.
Mein Fazit
Ich mag den ATS. Auch wenn viele Kleinigkeiten nicht so perfekt ausgeführt sind, wie bei den deutschen Mitbewerbern. Cadillac setzt hier einen Meilenstein, weg vom „durstigen amerikanischen Riesenschlitten“, hin zu einer Premium-Einstiegslimosine. Wenn jetzt noch eine Diesel-Version und eine Kombi-Variante kommen würden, müßten sich die anderen Hersteller echte Sorgen um ihre Marktanteile im Flotten- und Familiensegment machen. So wird der ATS wohl vorerst ein Nischendasein fristen. Aber für Individualisten eine echte Kaufalternative zu C-Klasse, 3er und A4.
Und hier noch ein paar Stimmen von anderen Kollegen die vor Ort waren:
– Fanaticar : Ersteindruck Cadillac ATS – Der vom anderen Kontinent
– Mein-Auto-Blog: Angestet – Der Cadillac ATS
– Auto-Geil.de : Angefahren: 2012 Cadillac ATS 2.0L AWD Premium AT
– rad-ab.com: Angetestet 2013 Cadillac ATS
– AUTO BILD : So fährt sich der Cadillac ATS
– Focus Online : Der Cadillac für die German Autobahn