Audi ist führend unter den Autoherstellern, bei der Forschung und dem Einsatz von alternativen, CO2-neutralen Kraftstoffen. Zusammen mit einer Firma aus den USA, entwickelt das Unternehmen die synthetischen Flüssigkraftstoffe von morgen. Sie tragen die Bezeichnung Audi e-diesel und Audi e-ethanol: Mikroorganismen produzieren Diesel und Ethanol. Die erste Demonstrationsanlage steht.
In der Nähe von Hobbs, New Mexico – einem 30.000-Einwohner-Ort – steht eine Anlage, die schon aus der Ferne viel moderner als die Umgebung wirkt. Das Joule Project, die Kooperation der AUDI AG mit dem US-amerikanischen Unternehmen Joule Unlimited, soll die Zukunft des Automobils verändern. Die 2007 gegründete Firma mit Sitz in Bedford (Massachusetts) arbeitet daran, mit Hilfe von speziellen Mikroorganismen synthetische Kraftstoffe zu produzieren.
Das Wundermittel: Cyanobakterien
Das sind Einzeller von wenigen Tausendstelmillimeter Größe und eine der ältesten Lebensformen der Erde. Die maßgeschneiderten Bakterien benötigen vorwiegend CO2, Wasser und Sonnenenergie zum Leben. Anstatt jedoch durch Photosynthese neue Zellen zu bilden, produzieren sie kontinuierlich andere Kohlenwasserstoffe, zum Beispiel Ethanol oder auch langkettige Alkane, wichtige Bestandteile von Dieselkraftstoff.
Für diese Vorgänge nutzen die Bakterien das Sonnenlicht, sowie CO2 – beispielsweise aus industriellen Abgasen und außerdem Salz- oder Abwasser. Trinkwasser ist für die Produktion der beiden Kraftstofftypen nicht nötig. Am Ende dieses Photosyntheseprozesses werden das Ethanol, beziehungsweise der synthetische Dieselkraftstoff, vom Wasser abgetrennt und gereinigt.
Audi e-ethanol hat die gleichen chemischen Eigenschaften wie das bereits am Markt etablierte Bioethanol. Mit dem Vorteil, dass es ohne Biomasse produziert wird. Es kann als Beimischung zu fossilem Benzin oder als Grundlage für E10- oder den in Skandinavien und den USA weitverbreiteten E85-Kraftstoff dienen. Audi e-diesel ist schwefel- und aromatenfrei und sehr zündwillig. Seine chemische Beschaffenheit ermöglicht eine beliebige Zumischung zum fossilen Diesel.
Der Flächenertrag dieser Technologie ist nach heutigen Prognosen um mindestens den Faktor zehn höher als bei herkömmlichem Bioethanol. Zudem lassen sich für die Energieproduktion Flächen nutzen, die für die Landwirtschaft ungeeignet sind, wie etwa die trockene und sonnige Region in Hobbs.
Die Kooperation zwischen Audi und Joule lauft seit 2011. Das amerikanische Partnerunternehmen hat seine Technologie mit Patenten abgesichert. Audi hat im Automobilbereich die Exklusivrechte erworben. Die Zusammenarbeit umfasst auch den technischen Support – die Audi-Ingenieure bringen ihr Wissen und ihre Hardware im Bereich Kraftstoff- und Motorentests in die Entwicklung ein. Der vollständige Betrieb ist Ende 2013 mit der Produktion von Audi e-ethanol aufgenommen worden und voraussichtlich im Laufe des Jahres 2014 folgt Audi e-diesel. Die kommerzielle Produktion der neuen Kraftstoffe könnte dann innerhalb der nächsten fünf Jahre starten.
Warum berichtet niemand über diese Entwicklung?
Diese innovative Technologie wird in Deutschland praktisch totgeschwiegen? Ein kleiner Artikel im Audi-internen-Kundenmagazin „Dialoge“ in der Ausgabe 1/2013 war die einzige wirkliche Veröffentlichung dazu, die mir über den Weg gelaufen ist. Auch im Media-Bereich des Herstellers gibt es kaum etwas? Lediglich im Corporate-Blog habe ich die Infos gefunden. [Link]
Da besteht die Möglichkeit in heißen, für die landwirtschaft nicht nutzbaren Regionen, wo sich Industrie angesiedelt hat, aus den Abgasen – mittels der Bakterien, Sonne und Wasser – einen fast CO2-neutralen Kraftstoff zu produzieren und niemand interessiert sich dafür!? Beschämend.